Die Deutschen Edelstahlwerke in Siegen-Geisweid mit ca. 1.200 Beschäftigten ist einer der energieintensivsten Betriebe in der Region. Die für die Herstellung von CO2-armem Stahl in einem Elektro-Lichtbogen-Ofen (EAF) benötigten Strommengen sind kaum vorstellbar.
Hautnah konnten die Fraktionsmitglieder erleben, welche gigantischen Strom-Mengen zur Stahlerzeugung aus Schrott notwendig sind und wie der flüssige Stahl unter weiterem hohen Energieeinsatz – auch von Gas – weiterverarbeitet wird, bis die Produkte für den Abtransport fertig bearbeitet sind.
Hans Walter Schneider, der SPD-Fraktionsvorsitzende fasst die Eindrücke so zusammen: „Diesen Prozess am Schmelzofen und die Kräfte, die hier einwirken muss man live gesehen und gespürt haben. Wenn der Lichtbogen sich, unter erheblichen Erschütterungen und tosendem Lärm, entzündet und das Material zum Schmelzen bringt beginnt eine Wertschöpfungskette. Die Stahlproduktion ist unsere Schlüsselindustrie. Davon sind unser Wohlstand und unsere Arbeitsplätze abhängig.“
Es sind aber nicht nur die Beschäftigten mit ihren Familien, die unmittelbar von der Stahlproduktion abhängig sind, sondern auch der Maschinenbau, der Werkzeugbau und die Logistikbranche.
Im intensiven Austausch mit dem Betriebsrat, der IG Metall und der Geschäftsführung stand der Stromverbrauch und der Strompreis für den betrieblichen Prozess im Fokus.
Für die Einschmelzung von Schrott wird jede Minute so viel Strombenötigt, wie eine vierköpfige Familie ohne Wärmepumpe in vier Monaten verbrauchen würde. Wenn in 54 Minuten knapp 160 Tonnen Schrott eingeschmolzen werden, entspricht dies einem Stromverbrauch von 18 Jahren für den oben genannten Vier-Personen-Haushalt.
Die hohen Stromkosten und ständigen Preisschwankungen machen eine zuverlässige Planung und wirtschaftliche Betriebsführung des Stahlwerks, wie der DEW, äußerst herausfordernd. Die Unsicherheit dieser Faktoren beeinträchtigt die Berechenbarkeit unseres Betriebsprozesses und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit.
Ein Schmelzofen lässt sich, wenn der Strompreis plötzlich explodiert, nicht so ohne weiteres abschalten. Hier wird von allen Seiten, vom Betriebsrat, der Geschäftsführung und besonders von den Beschäftigten eine sehr hohe Flexibilität abverlangt. Auch ist der Strompreis zum Teil wetterabhängig. Diese Rahmenbedingungen kann ein energieintensives Unternehmen nicht problemlos ausgleichen, um am Markt zu bestehen. Hier ist politisches Handeln dringend geboten und notwendig.
Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Jürgen Mockenhaupt erhofft sich von derartigen Gesprächen, dass sie Früchte tragen und politische Signale in die Region, nach Düsseldorf und Berlin senden.
Erschwerend kommt für die DEW noch die marode Verkehrsinfrastruktur hinzu. Die unterbrochene A45 hat die Liefer- und Transportketten erheblich gestört. Die Preise für den Schienenverkehr haben sich zum Teil verdoppelt und es kommt vor, dass dringend benötigte Wagons, die im benachbarten Kreuztal stehen nicht auf das Werksgelände rangiert werden können.
Zum Abschluss des Austausches sind sich die Gesprächspartner einig, dass das unlängst verabschiedete Strompreispaket der Bundesregierung ein erster, folgerichtiger und wichtiger Schritt für die energieintensiven Industrien ist aber bei weitem nicht ausreicht. „Für die weiterverarbeitenden Wertschöpfungsketten und ihre Arbeitsplätze ist die Stahlerzeugung in Deutschland ohne Industrie- beziehungsweise Brückenstrompreis aktuell im internationalen Wettbewerb im Hintertreffen. Transformation kann nur gelingen, wenn wir einen bezahlbaren und stabilen Strompreis haben“, sagen die DEW-Vertreter.
„Wir dürfen und werden nicht zulassen, dass mittel- und langfristig unseren energieintensiven Industrien Entlassungen bis hin zu Werk- und Standortschließungen drohen. Da stehen wir fest an der Seite der Beschäftigten, des Betriebsrates und der Geschäftsführung“, so die Mitglieder der SPD-Regionalratsfraktion. Hans Walter Schneider sagt zu, im politischen Raum für die Situation, in der sich die südwestfälischen energieintensiven Betriebe befinden, zu sensibilisieren.
Für den Aktionstag „Brückenstrompreis jetzt!“ am 24. November in Duisburg wünscht die SPD-Regionalratsfraktion viel Erfolg und eine starke Beteiligung aus den Unternehmen der Region, damit Südwestfalen mit seiner starken Wirtschaftskraft gesehen und gehört wird.