SPD Fraktion beantragt für zwei weitere Siegener Ortsteile die Erstellung eines Dorfinnenentwicklungskonzept

Für die nächste Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Stadthallen und Liegenschaften am 28.04.2022 hat die SPD-Fraktion gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner den folgenden Antrag gestellt:

Bild: SPD-Fraktion Siegen

Beschlussvorschlag:

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, ab dem Jahr 2023 ein Dorfinnenentwicklungskonzept (DIEK) für den Siegener Stadtteil Gosenbach aufzustellen, die notwendige Bürgerbeteiligung durchzuführen und ausreichend Haushaltsmittel für die Planung und Umsetzung des DIEK ab 2023 bereitzustellen. Entsprechende personelle Ressourcen werden im Stellenplan vorgesehen.
  2. Die Verwaltung wird darüber hinaus beauftragt, bis Ende des Jahres 2022 den zuständigen städtischen Gremien einen Vorschlag zu unterbreiten, für welchen weiteren Stadtteil aus ihrer Sicht ein DIEK sinnvoll durchzuführen ist.

Begründung:

Zu 1.:

Für die Durchführung eines DIEK im Stadtteil Gosenbach sprechen die folgenden Gründe:

a) Demografische Entwicklung

  • Gosenbachs Bevölkerung ist vom Höchststand Anfang der 90er Jahre (ca. 2.850 Einwohner) auf ca. 2.250 zum 31.12.2020 zurückgegangen. Damit hat Gosenbach rund 20 Prozent seiner Bevölkerung verloren.
  • Gosenbach weist in allen städtischen Demografieberichten einen hohen Altersquotienten auf. Damit ist erkennbar, dass die Bevölkerung weiter schrumpfen wird, welches unmittelbare Auswirkung auf das Ortsleben, Versorgung und Infrastruktur haben wird.
  • Dadurch besitzt Gosenbach aber auch ein hohes Potenzial an Wohnraum, der für junge Familien interessant sein könnte. Somit könnte eine Verjüngung des Ortsteils gelingen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

b) Infrastruktur

  • Die Grundschule Gosenbach kann mittlerweile nur noch als Teilstandort der Grundschule auf dem Hubenfeld existieren, hat aber Potenzial für die Aufnahme von weiteren Schülerinnen und Schülern, da sie in der Vergangenheit dreizügig geführt wurde.
  • Eine Kindertageseinrichtung, die von der AWO betrieben wird, ist vor Ort vorhanden und stellt die Kinderbetreuung der Kleinsten sicher.
  • Seit wenigen Jahren gibt es keinen Hausarzt mehr in Gosenbach (und Oberschelden). Die ärztliche Grundversorgung erfolgt über die Nachbarorte Niederschelden und Niederschelderhütte.
  • Die Siegener Straße als Hauptstraße durch Gosenbach ist seit vielen Jahren ein Sanierungsfall. Sie soll in Kürze mit Hilfe von Fördermitteln saniert werden. Auch die Oberschelder Straße, die zweite Hauptstraße in Gosenbach, ist in einem sehr schlechten Zustand. Hinzu kommt, dass sie seit Monaten in Höhe des Tiershops aufgrund einer baufälligen Stützmauer nur noch einspurig befahrbar ist. Durch eine abgestimmte Sanierung der Hauptstraßen kann der Ortsteil Gosenbach wieder deutlich attraktiver werden.
  • Gosenbach besitzt neben der historischen Mitte rund um die alte Kapellenschule einen wahrgenommenen zentralen Ortskern, der allerdings lediglich als Buswende benutzt wird und optisch in keinem guten Zustand ist. Hier besteht enormes Aufwertungspotenzial für einen attraktiven und anziehenden Ortsmittelpunkt im Kreuzungsbereich von Siegener Straße, Gosenbacher Hütte und Oberschelder Straße.
  • Auch der Platz um den alten Backes kann durch eine Neupflasterung deutlich aufgewertet werden.
  • Interessanterweise gibt es aktuell unter den bisherigen Einzelhändlern noch keinen Leerstand. Inwiefern dies so bleiben wird, ist vor dem Hintergrund sinkender Kaufkraft durch sinkende Bevölkerungszahlen zu beobachten. Daher gilt es, diesen Nahversorgungsstandort zu stärken und dauerhaft zu erhalten.
  • Die Filiale der Sparkasse Siegen wird nur noch als SB-Standort betrieben. Eine Beratung findet vor Ort nicht mehr statt. Eine wohnortnahe Bargeldversorgung ist aber nach wie vor wichtig, gerade für eine alternde Bevölkerung.
  • Durch die zurückgegangene Bevölkerung gibt es einen hohen Leerstand bei den Wohnhäusern in Gosenbach, die teilweise aufgrund des Leerstandes verfallen und das Ortsbild negativ beeinträchtigen.

c) Perspektiven

  • Gosenbach war mit der Grube Storch und Schöneberg ein wichtiger Standort der Eisenerzgewinnung im Siegerland. Es ist daher zu überlegen, wie diese Gosenbacher (Siegener) Geschichte lebendig gehalten werden kann. Hier ist mit dem Verein „Ein Siegerländer Tal“, in dem auch der Heimat- und Verschönerungsverein Gosenbach mitwirkt, ein Anknüpfungspunkt gegeben, um die bergbauliche Geschichte Gosenbachs in einen größeren Kontext zu präsentieren. Denkbar wären z. B. themenspezifische Wanderwege rund um Gosenbach, die Bezug auf die Eisenerzgewinnung nehmen. Aber auch die Sanierung und Herrichtung der alten Röstöfen auf der Gosenbacher Hütte könnten die Identität von Gosenbach als Eisenverhüttungsstandort stärken.
  • Gosenbach soll aus Sicht der antragstellenden Fraktionen nicht nur bloße Wohnstätte werden, sondern sich als Grundversorgungszentrum stabilisieren, so wie es in allen Raumordnungsplänen vorgesehen ist. Daher gilt es, die Infrastruktur und die Versorgungssituation zu verbessern und den Ortsteil wieder attraktiv für junge Familien zu machen, so dass die Anbieter der Grundversorgung auch das Potenzial haben, wirtschaftlich auf Dauer zu bestehen.
  • Neben der Bekämpfung der Leerstandsproblematik bietet Gosenbach mit dem Bereich „Am Stein“ auch Potenzial für ein Neubaugebiet, um die Bevölkerungszahlen zu stabilisieren.

Zu 2.:

Dorfinnenentwicklungskonzepte mit individuellen Maßnahmen- und Umsetzungsfahrplänen machen aus den verschiedensten Gründen Sinn. Die Verwaltung wird beauftragt, einen Vorschlag für einen weiteren Stadtteil, für den das nächste  DIEK durchgeführt werden kann, zu unterbreiten. Bei der Beurteilung werden die verschieden Aspekte aufzuführen und in die Abwägung einzustellen sein. Als positive Synergie können anstehende öffentliche Baumaßnahmen und stadtentwicklungspolitischen Bedarfe gewertet werden.

Den kompletten Antrag finden Sie hier.