Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung wird beauftragt zum Thema „Umgang und Sicherung von Kunst und Kulturgütern im öffentlichen Raum“ ein Konzept zu erstellen und dem Kulturausschuss zur Beschlussfassung vorzulegen. Dazu sollte die Handreichung vom 20. Februar 2013 des Nordrhein-Westfälischen Städtetags (s. Anlage) herangezogen werden. Ziel ist das Zustandekommen eines praktikablen Regelwerkes für die Kunst und Kulturgüter im öffentlichen Raum der Universitätsstadt Siegen.
Begründung:
In den vergangenen Jahren erhielten zahlreiche Kunstwerke durch Abriss von Gebäuden bzw. durch Verlagerung in neue Gebäude ein „neues Zuhause“. Als vorbildlich kann z. B. die „Rettung“ verschiedener Werke von Hermann Kuhmichel aufgeführt werden, die im Rathaus Geisweid für die Besucher an repräsentativen Stellen angebracht wurden: Bronze-/Edelstahlreliefs „Alte und Neue Welt“ sowie das Bronzerelief „Arbeitswelt“ aus dem Geisweider Hochhaus, Schweißplastik „Arbeit und Leben“ aus der ehemaligen Sparkasse Weidenau. Dazu gehört auch die Bronze-Büste des ehemaligen Stadtbaurats Johannes Scheppig. Kuhmichel war auf Büsten und Plaketten spezialisiert.
Ferner wurde im Vorraum des Ratssaals die Gusseisentafel „NORDSTERN’S TIEFER STOLLN“ als letztes Relikt des Eingangsportals zum Nordstern-Stollen am Berghang im „Geisweider Seifen“ auf dem Gelände der Firma DEW angebracht.
Erinnert sei auch an die großen Steinmetzarbeiten von Kuhmichel „Johann der Mittlere“ und „Wächter aus Stein“, die nach dem Abriss der Kasernen neue Standorte am Oberen Schloss bzw. auf der Gedenkstätte Gosenbach fanden.
Aufwendig war 2014 die Abnahme des Wandmosaiks „Albertus Magnus“ von Reinhold Köhler aus der ehemaligen Schule und Anbringung im „Ambulanten Zentrum Albertus Magnus“ des Marienkrankenhauses. Die Restaurierung des Berliner Bären von Lily Voigt, der auf Wunsch der Bürgerschaft 2016 seinen alten Standort wieder eingenommen hat, war ebenfalls sehr teuer.
In den vergangenen Jahrzehnten sind auch Verluste zu verzeichnen gewesen, z. B. der Muschelbrunnen („Gestaltungselement“) in der Kölner Straße, das Kupfer-Emaille-Relief von Prof. Otto Sticht aus der ehemaligen Ingenieurschule für Maschinenbau. Jahre vor Inkrafttreten des Denkmalschutzes in der Gartenstadt Wenscht wurde das Sgraffito von Theo Meier-Lippe „Der Jäger“ an einem privaten Wohngebäude beseitigt, ebenso die emaillierten Balkonbrüstungen von Rudolf Fehling. Das Sgraffito von Siegfried Vogt in der Häuserzeile am Bahnhofsvorplatz in Siegen fiel dem Abriss zum Opfer. Es ist vorbildlich in einer Dokumentation der Universität Siegen festgehalten. Ein Wandgemälde von Theo Meier-Lippe, das möglicherweise nicht mehr dem Geschmack der Zeit entspricht, befindet sich im ehemaligen Kreisjugendheim in Weidenau. Es sollte auf jeden Fall vor dem Übermalen geschützt werden.
Da es sich bei künstlerisch gestalteten Außenfassaden oft um Privatgebäude handelt, für die ein Denkmalwert nicht begründbar ist, ist eine alleinige Unterschutzstellung des Kunstwerks nicht möglich. Hier sollte geprüft werden, ob bei Neugestaltungs- und Abbruchmaßnahmen, die den Verlust des Kunstwerks zur Folge haben, eine Translozierung und somit der Erhalt des Kunstwerks an anderer Stelle möglich ist. Zumindest eine Dokumentation des Kunstwerks in Bild und Text sollte erfolgen.
Es stehen aktuell folgende zu erhaltende Kunstwerke an, die nach Möglichkeit auch weiterhin im Zusammenhang mit ihrem ursprünglichen Standort und der Nutzung stehen sollten:
- „Lautenspieler“, Hermann Manskopf, Stabeisenplastik, 1957, ehemals Jugendherberge, nebst gusseiserner Stiftertafel,
- „Hüttentalsäule“ (Stadt Hüttental mit den 10 Stadtteilen), Rainer Paul, griechischer Marmor, 1975, Rathaus Geisweid,
- „Jesus und die Kinder“, Hermann Kuhmichel, Mosaik, 1956, ehemalige Kita der Ev.-Ref. Kirchengemeinde Klafeld am Schießberg (Architekt Günter Reichert war mit Kuhmichel befreundet)
Für die Erfassung der Kunst- und Kulturgüter im öffentlichen Raum wurden 2011 im Rahmen des Geschichtsforums der VHS Siegen im Arbeitskreis „Kunst am Bau“ umfangreiche Vorarbeiten (Auflistung, fotografische Erfassung) geleistet. Hierauf könnte aufgebaut werden.
Den kompletten Antrag finden Sie hier. Die zugehörige Anlage können Sie hier öffnen.